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"Moralisches und politisches Scheitern" in Afghanistan: Röttgen sieht Folgen für Verhältnis zu USA

Das US-Militär soll Afghanistan in einer Woche endgültig verlassen. So will es US-Präsident Joe Biden. Der CDU-Politiker Norbert Röttgen befürchtet, dass das Scheitern des Militäreinsatzes am Hindukusch weitreichende Folgen für das Verhältnis zu den USA haben wird.
"Moralisches und politisches Scheitern" in Afghanistan: Röttgen sieht Folgen für Verhältnis zu USAQuelle: AFP © Odd Andersen

Mit Joe Biden im Weißen Haus wollten die westlichen Demokratien ihren Anspruch auf eine globale Vormachtstellung erneuern. Nun ist der Westen in Afghanistan krachend gescheitert. Auf den gefeierten Neuanfang in den transatlantischen Beziehungen folgt bittere Ernüchterung. Auch in Berlin ist der Unmut über die US-Amerikaner in Sachen Afghanistan deutlich zu spüren. Der CDU-Politiker Norbert Röttgen vermutet, dass das Scheitern des internationalen Militäreinsatzes am Hindukusch weitreichende Folgen für das Verhältnis zu den USA haben werde, "die im Einzelnen noch nicht absehbar sind". Vor dem virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan sagte Röttgen der Nachrichtenagentur dpa:

"Es ist ein moralisches und ein politisches Scheitern."

Die Staats- und Regierungschefs der G7 wollen nun am Dienstag bei einem Sondergipfel über die Situation am Hindukusch beraten. Dabei soll es sowohl um die Evakuierungsmission als auch um die langfristige Entwicklung des Landes gehen. Beim letzten Treffen der führenden westlichen Industriestaaten im Juni dieses Jahres im britischen Cornwall habe man sich eigentlich vorgenommen, dass die Demokratien stärker zusammenstehen und sich gegen die autoritären Staaten verbünden. Stattdessen profitierten nun neben den Taliban vor allem China und Russland vom Rückzug aus Afghanistan, so der CDU-Politiker. Röttgen, der auch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag ist, sagte der dpa:

"Joe Biden hat in diesem Punkt mit wenigen Monaten Verzögerung die Politik Donald Trumps verwirklicht. Er hat sogar dessen Sprache angenommen, wenn er sagt: Wir haben keine Interessen in Afghanistan."

Röttgen hofft darauf, dass die USA nun zumindest bei der Evakuierungsaktion mit den Bündnispartnern kooperieren. Die von den USA gesetzte Frist 31. August für die Operation sei durch nichts gerechtfertigt. Man müsse hier zu einer Abstimmung der Bündnispartner kommen, so Röttgen weiter. Der überzeugte Transatlantiker ergänzte:

"Ein Teil des Desasters ist ja, dass die USA den Abzug einseitig entschieden haben. Eine erste Lektion daraus sollte sein, dass man sich jetzt bei der Evakuierung abstimmt und koordiniert."

Bisher ist das nicht der Fall. Am Flughafen in Kabul läuft nichts ohne Zustimmung der US-Amerikaner, die auch die alleinige Kontrolle über alle Zugänge haben. Nach jetzigem Stand wird die Aktion bis zum 31. August beendet, dem von Biden ohne Abstimmung mit den Verbündeten festgelegten Abzugstermin. Die Europäer dringen auf eine Verlängerung, um Tausende weitere Menschen vor den Taliban in Sicherheit bringen zu können, die auf ihren Ausreiselisten stehen.

Ohne die rund 6.000 US-Soldaten, die derzeit am Airport in Kabul stationiert sind, kann der Flughafen demnach aber kaum geschützt werden. Zudem beharren die Taliban darauf, dass alle Truppen westlicher Staaten bis zur genannten Frist Afghanistan verlassen müssen. Andernfalls drohen die islamistischen Kämpfer mit einer "Reaktion", wie es ihr Sprecher erklärte. Das Ende der Evakuierungsmission zu verschieben käme demnach einer "Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich", betonte der Taliban-Sprecher Suhail Schahin.

Mehr zum Thema - G7-Gipfel zu Afghanistan – Taliban bestehen auf Ende der Evakuierungsmission bis 31. August

(rt/dpa)

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