Wirtschaft

Krisen- und Insolvenzticker – Exporte in Drittstaaten weiter gesunken

Die deutsche Wirtschaft kriselt. Unter dem Druck dramatisch steigender Energiekosten und anderer ungünstiger Rahmenbedingungen sind seit 2022 tausende Unternehmen insolvent gegangen. Wir fassen in diesem Ticker die wichtigsten Entwicklungen und Neuigkeiten zusammen.
Krisen- und Insolvenzticker – Exporte in Drittstaaten weiter gesunkenQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO
  • 24.07.2024 16:59 Uhr

    16:59 Uhr

    Exporte in Drittstaaten weiter gesunken

    Dass die Sanktionen wirken, macht die deutsche Außenhandelsstatistik jeden Monat aufs Neue deutlich. Deutschland hat seine Wettbewerbsfähigkeit verloren. Der Handel mit den Staaten außerhalb der EU ist auch im Monat Juni erneut zurückgegangen. Auf Jahressicht sanken die Exporte saison- und kalenderbereinigt um 4,5 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Mai sanken die Exporte im Juni um 2,6 Prozent. Das meldet das Statistische Bundesamt in einer vorläufigen Mitteilung. 

    Auch der Außenhandel mit den beiden wichtigsten Handelspartnern außerhalb der EU, mit den USA und China, ist im Monat Juni weiter rückläufig. Die Exporte in die USA sanken um 6,2 Prozent, nach China sogar um knapp zehn Prozent (9,9). 

    Damit verdichten sich die Hinweise darauf, dass Deutschland nicht mit einer konjunkturellen Schwäche, sondern mit einer strukturellen Krise zu kämpfen hat. Durch das Sanktionsregime und die damit verbundenen Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen wurde die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Kern getroffen. Die Ausfuhren im Wert von 58 Milliarden Euro entsprachen nahezu dem Wert vom April 2022. Trotz Preisdynamik und Inflation ist das nominale Volumen in Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren unverändert geblieben. Diese Tatsache verweist auf ein fundamentales Problem der deutschen Wirtschaft: Sie hat ihr Geschäftsmodell verloren.   

  • 23.07.2024 14:15 Uhr

    14:15 Uhr

    Opti-Wohnwelt meldet Insolvenz an

    Erst 2021 hatte die Firma zwanzig Filialen eines Konkurrenten übernommen, nun hat eine der größten Möbelhausketten in Deutschland beim Amtsgericht Schweinfurt Insolvenz beantragt. Die Opti-Wohnwelt Gruppe will aber durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung das Unternehmen erhalten.

    Die 1978 gegründete Möbelfirma, die 2023 einen Jahresumsatz von etwa 220 Millionen Euro erzielte und rund 1.250 Mitarbeiter beschäftigt, ist nicht der erste Möbelhersteller, der in diesem Jahr insolvent geht. Zuvor waren unter anderem die MWS Westfalen Werke, unter dem Markennamen Hülsta bekannt, betroffen, oder der Matratzenhersteller Breckle. Letzterer hatte im Frühjahr Insolvenz angemeldet, nun steht jedoch fest, dass das Unternehmen schließen muss.

    Auslöser der Insolvenz waren nach Angaben der Opti-Wohnwelt Gruppe zerrissene Lieferketten, eine starke Inflation und hohe Rohstoffpreise. Dadurch konnte die Erweiterung von 2021 keine positiven Wirkungen entfalten. Dabei wurde die Firma von der Presse sogar als "deutscher Ikea-Konkurrent" bezeichnet.

    Besonders aufmerksam wird die Insolvenz der Möbelhauskette in Bremen betrachtet. Dort war erst im März 2022 eine Filiale im ehemaligen Karstadt in der Bremer Innenstadt eröffnet worden. Eine Schließung dieser Filiale würde für die Stadt eine weitere wirtschaftliche Problemstelle schaffen.

  • 18.07.2024 12:03 Uhr

    12:03 Uhr

    Zahl der Baugenehmigungen fällt weiter

    Im Mai ging die Zahl der erteilten Baugenehmigungen weiter zurück auf 17.800 Wohnungen, so die neuesten Zahlen des statistischen Bundesamtes. Das sind 24,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Noch vor zwei Jahren lag die Zahl der Baugenehmigungen im Mai bei 31.700.

    In den ersten vier Monaten des Jahres lag die Zahl der genehmigten Wohnungen um 21,5 Prozent unter der des Vorjahreszeitraums. Am stärksten ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäusern im Vergleich der beiden Viermonatszeiträume zurück, und zwar um 31,5 Prozent; bei den Mehrfamilienhäusern sank sie um 21,7 Prozent. Am besten hielten sich noch die Zweifamilienhäuser, bei denen der Rückgang "nur" 15,7 Prozent betrug.

    Dabei waren die Genehmigungen bereits im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen; für die weitere Entwicklung in der Bauwirtschaft und in der Folge auf dem Wohnungsmarkt lässt das nichts Gutes erwarten, denn die Zahl der Baugenehmigungen deutet die zukünftige Entwicklung an, auch wenn die Zahl der tatsächlich gebauten Wohnungen letztlich noch darunter liegen kann. Das letzte Mal, dass die Zahl der Baugenehmigungen so niedrig war, war im Frühjahr 2012.

  • 17.07.2024 17:24 Uhr

    17:24 Uhr

    Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe geht weiter zurück

    Der Auftragsbestand ging im verarbeitenden Gewerbe im Mai auf Jahressicht um 5,4 Prozent zurück, meldet das Statistische Bundesamt heute. Gegenüber dem Vormonat April sank er um 0,4 Prozent. 

    In den einzelnen Segmenten schwächelt vor allem die Automobilindustrie. Dort ging der Auftragsbestand auf Monatssicht um 0,8 Prozent zurück. Der Auftragsbestand sinkt dort bereits seit sechzehn Monaten in Folge und deutet damit auf eine systemische Krise hin.

    Weniger Aufträge kamen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. In beiden Bereichen fiel der Bestand um 0,4 Prozent. 

    Der kontinuierliche Rückgang des Auftragsbestandes seit über einem Jahr unterstützt die These, dass die deutsche Wirtschaft nicht nur unter einer vorübergehenden konjunkturellen Schwäche leidet. Durch die Verteuerung von Energie aufgrund der Sanktionen als auch der Pläne zur Energiewende hat Deutschland faktisch sein Geschäftsmodell verloren. Die hohen Energiepreise wirken sich auf den Endpreis der in Deutschland produzierten Güter aus. Das lässt Produkte anderer Hersteller aus anderen Ländern in den Fokus rücken. 

  • 16.07.2024 16:37 Uhr

    16:37 Uhr

    Wohnaccessoire-Einzelhändler Depot beantragt Insolvenz

    Die Einzelhandelskette Depot – Anbieter von Deko-Waren – hat am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Depot setzt damit die Pleitewelle unter Unternehmen des Einzelhandels fort. 

    Christian Gries, Eigentümer von Depot, stellte beim Amtsgericht Aschaffenburg Antrag auf Einleitung des Schutzverfahrens. Bereits im März meldete die auf Wohnaccessoires spezialisierte Kette hohe Verluste. Sinkende Kundenzahlen und ein allgemein schwieriges Umfeld wirkten sich auf den Einzelhändler aus.

    Gries kündigte die Sanierung seines Unternehmens an. Die bisherigen Sparmaßnahmen haben jedoch nicht ausgereicht, um aus den roten Zahlen zu kommen. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet. 

    Dem Unternehmen und den mit ihm verbundenen Vermietern und Lieferanten stehen nun harte Einschnitte bevor. Jede einzelne Filiale soll überprüft, nicht rentable Geschäfte abgestoßen werden. Das Insolvenzverfahren hebt die Bindung des Unternehmens an Kündigungsfristen auf. 

    Im ersten Halbjahr gab es unter den Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Euro Umsatz ein deutliches Plus an Insolvenzverfahren. Um 41 Prozent legte die Quote gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Dabei sinkt die Quote derjenigen Unternehmen, die sich durch ein Insolvenzverfahren im Kern retten lassen. Von der Pleitewelle ist der Einzelhandel besonders stark betroffen. Betroffen sind aber zum Beispiel auch die Maschinenbauer und Zulieferer der Automobilindustrie – Aushängeschilder der deutschen Industrie. 

  • 15.07.2024 13:24 Uhr

    13:24 Uhr

    BayWa: Hohe Verluste durch Solargeschäft

    Für den bayrischen Agrarkonzern BayWa erwies sich der Einstieg in die Erneuerbaren Energien als toxisch. Verluste in diesem Bereich wie durch Zukäufe bis in den Pazifik führten zu Schulden von 5,6 Milliarden Euro. Die kreditgebenden Banken haben nun darauf gedrängt, dass das Unternehmen unter Beratung umstrukturiert wird. Versuche, die verlustbringende Solarsparte abzustoßen, scheiterten, und die derzeit vergleichsweise hohen Zinsen machen Refinanzierungen schwierig.

    Die BayWa hat erst im vergangenen Jahr ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert. Ursprünglich sollte sie Bauern einen günstigeren Einkauf von Landwirtschaftsmaschinen, Futtermitteln und Dünger ermöglichen und die Vermarktung der Erzeugnisse erleichtern. Spätestens ab 1990 begann sie zu expandieren; erst nach Österreich und Osteuropa, dann durch die Übernahme eines neuseeländischen Obstgroßhändlers bis nach Asien. Da diese Übernahmen vielfach über Kredite finanziert wurden, machten sich die Zinserhöhungen besonders deutlich bemerkbar. Nach Presseberichten hatten sich die Zinszahlungen von 122 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 362 Millionen Euro in 2023 erhöht.

    Die BayWa erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 23,9 Milliarden Euro mit 23.144 Mitarbeitern. Die Aktie der Firma stürzte am Freitag nach Veröffentlichung der Information über die anstehende Restrukturierung um 20 Prozent ab.

  • 12.07.2024 16:32 Uhr

    16:32 Uhr

    "Mengen- und Profitabilitätsentwicklung unzureichend": BASF schließt noch zwei Standorte

    In der Presse wird das schon als langsamer Rückzug aus Deutschland gesehen: der Chemiegigant BASF schließt zwei weitere Werke zum Jahresende, in Köln und in Frankfurt. Dabei geht es um insgesamt 300 Arbeitsplätze.

    "Obwohl BASF in beiden Produktionsanlagen Kostensenkungen erreicht hat, ist die Mengen- und Profitabilitätsentwicklung des BASF-Geschäfts unzureichend", erklärte dazu das Unternehmen.

    Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF beabsichtigt große Investitionen in China. Seine deutschen Werke leiden wie die gesamte chemische Industrie insbesondere unter den hohen Energiepreisen. Weltweit hat das Unternehmen 112.000 Mitarbeiter. Im deutschen Hauptwerk in Ludwigshafen werden schon seit Anfang 2023 Stellen abgebaut.

  • 10.07.2024 13:45 Uhr

    13:45 Uhr

    Verbandspräsident: Chemieindustrie "hierzulande tot"

    Auch wenn die letzten Monate eine leichte Erholung zeigten – der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Markus Steilemann, sieht für die gesamte Branche in Deutschland keine Zukunftsperspektive. Die drittgrößte Industriebranche Deutschlands nach Fahrzeugbau und Maschinenbau ist sehr exportabhängig. Die hohen Kosten für bürokratische Auflagen – bis zu 5 Prozent des Umsatzes – und vor allem die Energiekosten machen einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich.

    Vor allem die Produktion von Grundstoffen wie Ammoniak ist davon betroffen. Im Ergebnis sanken die Investitionen der Branche im Inland im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 9,2 Milliarden Euro, während die Auslandsinvestitionen um 8 Prozent auf 12 Milliarden Euro stiegen. Dabei handelt es sich oft um Investitionen in China, wie im Fall der BASF, die letztes Jahr ihre Ammoniakproduktion in Ludwigshafen stillgelegt hatte. Diese Produktion beruhte gleich doppelt auf Erdgas – als Energieträger wie als Rohstoff.

    Eine ganze Reihe von Chemieunternehmen hat bereits Arbeitsplätze gestrichen, doch noch gebe es keine Anzeichen für Massenentlassungen, so der Verbandspräsident. Allerdings müsse die Politik bessere Bedingungen schaffen. Gebraucht werde eine "Kaskade an vernünftigen Maßnahmen".

  • 5.07.2024 17:45 Uhr

    17:45 Uhr

    Produktion im Mai dramatisch gesunken

    Der Mai brachte einen deutlichen Rückgang im Produzierenden Gewerbe, meldete das Statistische Bundesamt. Insbesondere die Automobilindustrie trug dazu bei; dort fiel die Produktion im Vergleich zum Vormonat um 5,2 Prozent. Der Zuwachs im April von 4,5 Prozent ist damit mehr als ausgeglichen. Auch im Maschinenbau, dem zweiten für Deutschland zentralen Industriesektor, ging die Produktion um 5,9 Prozent zurück.

    Relativ verschont blieb die Produktion von Konsumgütern mit einer Abnahme von 0,2 Prozent; Investitionsgüter gingen um 4,0 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Industrieproduktion im Mai um 7,3 Prozent.

    Als positive Botschaft fügt das Statistische Bundesamt an, dass die Produktion in energieintensiven Industriezweigen, das sind vor allem die chemische Industrie und die Metallverarbeitung, im Vergleich zum Mai 2023 um 2,5 Prozent gestiegen sei. Allerdings beträgt die Produktion in diesen Bereichen nach dem starken Abfall seit 2022 nur noch 85,1 Prozent des Produktionsniveaus des Jahres 2015.

  • 4.07.2024 12:24 Uhr

    12:24 Uhr

    Meyer-Werft – Stellenabbau kommt, fällt jedoch niedriger aus

    Die Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und damit ein wichtiger lokaler Wirtschaftsfaktor. Ende Mai wurde medial bekannt, dass ein Abbau von rund 440 Arbeitsplätzen notwendig werde. 

    Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erklärte am 3. Juli der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass der angekündigte Stellenabbau "von 440 Stellen nun 340 Arbeitsplätze betreffen soll". Zudem seien weitere Finanzhilfen des Landes an Bedingungen geknüpft. So heißt es:

    "Im Ringen um eine Rettung der finanziell schwer angeschlagenen Meyer Werft pocht Niedersachsens Landesregierung darauf, dass das Unternehmen seinen Firmensitz aus Luxemburg zurück nach Deutschland verlegt."

    Diese Forderung "muss man auch von den Eigentümern verlangen, dass sie auf berechtigte Anliegen des Staates eingehen", so der SPD-Politiker. Die Entscheidung für den Sitz in Luxemburg hatte die Meyer-Werft 2015 getroffen, um keinen Aufsichtsrat einrichten zu müssen. Aktuell stünde "ohne Wenn und Aber" die Zukunft der Meyer Werft auf dem Spiel, die Lage "ist ernst". Für die Meyer Gruppe arbeiten rund 7.000 Menschen, davon sind etwa 3.000 Stellen im emsländischen Papenburg.

    Der Ministerpräsident betonte im Interview, dass angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens "nicht mehr viel Zeit für eine Entscheidung angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens bleibe", um festzustellen: "Wir müssen sehr zügig wissen, woran wir miteinander sind".

    Die Meyer-Werft muss laut dpa aktuell eine "Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen", dies trotz voller Auftragsbücher. Genannte Gründe seien die "Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine", so die dpa erläuternd.  

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.