Meinung

Imitierter Pazifismus: Macrons "olympische Friedensinitiativen"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich vor kurzem noch wie ein kämpferischer – nein, nicht Falke – Hahn benommen, nun mimt er den Friedensstifter und fordert olympische Waffenruhe in der Ukraine. Dabei könnte der Westen, Paris inklusive, leicht für dauerhaften Frieden sorgen.
Imitierter Pazifismus: Macrons "olympische Friedensinitiativen"Quelle: Gettyimages.ru © Xavier Laine/Getty Images

Von Anna Schafran 

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat begonnen, etwas über einen "olympischen Frieden" in der Ukraine für die Dauer der am 26. Juli in Paris beginnenden Olympischen Sommerspiele zu plappern. Dabei ist er die wahrscheinlich letzte Person, die das Recht hat, zu diesem Thema den Mund aufzumachen.

Wie wir wissen, wurden im alten Griechenland während der Olympischen Spiele keine Kriege geführt. Auch wenn dies nicht immer der Fall war, ist dieser Mythos wohlbekannt.

Als Pierre de Coubertin Ende des 19. Jahrhunderts die Olympischen Spiele wiederbelebte, erinnerte man sich natürlich auch an den Olympischen Frieden. Doch am Ende war es genau umgekehrt: Die Olympischen Spiele wurden für die Dauer der beiden Weltkriege abgesagt.

Und heute ist die internationale Sportbewegung, einschließlich der olympischen, zu einem Element des hybriden Krieges des Kollektiven Westens gegen Russland geworden. Angefangen hat alles mit fiktiven "Dopingskandalen", als die Aussage des psychisch kranken Grigori Rodtschenkow (die er bald widerrief) zum Anlass genommen wurde, unseren Champions ihre wohlverdienten Medaillen abzuerkennen und unsere Sportler, einschließlich der Paralympioniken, von den Wettkämpfen auszuschließen.

Zur gleichen Zeit war es niemandem peinlich, dass ein ganzes Team norwegischer Skifahrer offenbar an Asthma litt. Auch nicht der amerikanische Läufer, der sein Doping mit den Küssen seiner Freundin erklärte. Es gibt noch mehr unzüchtige Geschichten, aber wir wollen nicht vom Thema abschweifen.

Nun, das aktuelle Tohuwabohu ist nach dem Beginn der militärischen Sonderoperation ausgebrochen. Hatten sich die USA 1980 aus Protest gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan selbst geweigert, an den Olympischen Spielen in Moskau teilzunehmen, und ihre Satelliten dazu gezwungen, dasselbe zu tun, so demonstrierten sie nun der ganzen Welt ihre neuen, gesteigerten Fähigkeiten, indem sie das IOC und die meisten internationalen Sportverbände dazu zwangen, russischen Sportlern die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen zu verbieten.

Ich erlaube mir, den Leser daran zu erinnern, dass die Vereinigten Staaten selbst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und im ersten Viertel dieses Jahrhunderts zahlreiche Militäroperationen durchgeführt haben, für die sie niemals jemand aus dem internationalen Sport verbannt hat. Und gerade jetzt setzt Israel seinen Völkermord im Gazastreifen fort, aber, wie es in der offiziellen Erklärung des IOC heißt, können Sportler nicht für ihre Regierungen verantwortlich gemacht werden. Das gilt natürlich nicht für Russland: Wir haben alle Schuld, die Neugeborenen eingeschlossen.

Also zurück zu Macron. Er hat in letzter Zeit eine Reihe offen russenfeindlicher Äußerungen getätigt, und seine erklärte Bereitschaft, französische Truppen in die Ukraine zu entsenden und damit einen direkten Konflikt zwischen Russland und der NATO – den Dritten Weltkrieg – zu provozieren, hat sogar innerhalb der transatlantischen Allianz für Bestürzung gesorgt. Dabei handelte es sich bei Macrons Plänen nicht einmal um eine Politik eines Falken, sondern, wie einige Kommentatoren richtig bemerkten, um die Politik eines Hahns. Um sinnloses und blindes Wüten, bei dem man sich der Folgen der eigenen Worte und Taten überhaupt nicht bewusst ist.

Wenn die westlichen Staats- und Regierungschefs wirklich einen Waffenstillstand in der Ukraine bis Juli wollen, sollten sie dafür sorgen, dass die militärische Unterstützung für Kiew vollständig eingestellt wird. Sie sollten Selenskij und seinem Gefolge die Konsequenzen einer Fortsetzung des Krieges darlegen.

Russland ist, wie uns unser Präsident kürzlich in Erinnerung gerufen hat, jederzeit zu Friedensgesprächen bereit. Allerdings nur zu echten Friedensgesprächen, die auf der Berücksichtigung unserer Interessen beruhen, und nicht zur Kapitulation, wie sie uns aus irgendeinem Grund immer wieder abverlangt wird.

In diesem Fall wird der Krieg wirklich vor den Olympischen Spielen beendet sein, und Macron wird den Sportlern vom Podium aus fröhlich zuwinken können. Es stimmt zwar, dass auf jeden Fall keine russischen Athleten darunter sein werden, aber sie haben dort ohnehin nichts zu suchen. Das IOC und alle anderen Sportorganisationen, die die Diskriminierung und Demütigung unserer Athleten zugelassen haben, sollten aufgelöst werden.

Und in der aktuellen Situation sollte Macron besser darüber nachdenken, wie er die terroristische Bedrohung für Sportler und Zuschauer bei den Olympischen Spielen neutralisieren kann. Ich möchte Sie daran erinnern, dass es den französischen Sicherheitsdiensten 2016 während der Fußball-Europameisterschaft gelungen ist, Anschläge zu verhindern. Doch genau vier Tage nach dem Finale kam es in Nizza zu einem blutigen Terroranschlag, bei dem 86 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt wurden.

Daran sollten sie in Paris denken, und nicht Friedensstifter imitieren. 

Übersetzt aus dem Russischen. 

Mehr zum Thema - Moskau reagiert auf den französischen Vorschlag einer olympischen Waffenruhe

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